Schifffahrt / Landwirtschaft / Tabak
Weil man im 18. und 19. Jahrhundert den Neckar für die Schifffahrt befahrbar machte, gewann Horkheim schon um 1700 als Schifferort an Bedeutung. Ab diesem Zeitpunkt bauten einige Familien Schiffe, andere beförderten mit ihren Kähnen neckarauf- und neckarabwärts Frachten. Um 1840 hatte die Schifffahrt ihre Blütezeit: Regelmäßig fuhren Schiffe bis Köln, Rotterdam und Amsterdam.
Schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts kam so der Tabak in den Ort: Horkheimer Schiffer brachten ihn auf ihrer Fahrt von Holland über den Rhein mit. In Deutschland gibt es nicht viele Orte, in denen Tabak angebaut wird. Das liegt daran, dass die Tabakpflanze viel Arbeit macht.
Ab 1800 wurde Tabak in Gärten angebaut. Auf lehmigem und sandigem Boden wuchs die Pflanze sehr gut. Außerdem merkte man, dass man damit Geld verdienen konnte. Etwa ab 1850 wurde der Tabak deswegen auf Feldern angebaut. Aber nicht alle Tabakpflanzer verdienten gleich gut: Manche verkauften viel, manche nur wenig. Sie erkannten, dass sie gemeinsam mehr erreichen konnten. Deshalb schlossen sie sich 1890 zum ersten Tabakbauverein in Württemberg zusammen und verständigten sich über bessere Sorten, Dünger und Ernte. Auch über die richtige Trocknung machte man sich Gedanken. So errichtete man 1905 einen Tabaktrockenschuppen, in dem die Blätter luftig aufgehängt wurden. Es war der erste in Württemberg. Später kamen in Horkheim noch drei solcher Schuppen hinzu. Lange Zeit waren sie typisch für Horkheim. Übrigens: Auch im Dachstuhl der Georgskirche wurde früher Tabak zum Trocknen aufgehängt. Die Vorrichtungen kannst du heute noch sehen.
Doch zurück zur Schifffahrt: Auch die Bauern konnten hierdurch Geld verdienen: Auf dem Treidelpfad zogen sie mit ihren Pferden Kähne flussaufwärts, also gegen die Strömung. Die Kähne hatten keinen eigenen Dampf- oder Motorantrieb.
kommst du im Sommer nach Horkheim, wird es dir gleich auffallen: Manchmal duftet es intensiv nach frischem Schnittlauch. Auf großen Feldern wird er hier ebenso angebaut wie unterschiedliches Obst und Gemüse. Deshalb nennt man Horkheim auch den "Garten von Heilbronn". Salat wird hier zum Beispiel gepflanzt, auch Spargel und früher viel Tabak. Der Tabakanbau war für die Horkheimer in früheren Zeiten sehr wichtig. Dabei spielte der Neckar, der an Horkheim vorbeifließt, eine wichtige Rolle.
Heute macht der Neckar hier einen großen Bogen. Er wird durch das Stauwehr reguliert. Von diesem hat übrigens die Stauwehrhalle ihren Namen. Hier finden Veranstaltungen statt, außerdem steht sie für den Schul- und Vereinssport zur Verfügung.
Näher an Horkeim führt der Neckarkanal vorbei. Auf ihm fahren Fracht- und Personenschiffe sowie Sportboote. Hier fließt das meiste Wasser durch. Es wird der Schleuse und dem Wasserkraftwerk zugeführt. Etwas unterhalb der Schleuse werden die beiden Arme wieder zu einem Strom. Zwischen den beiden Flussarmen kannst du gut die entstandene Insel sehen.
Das Ortsbild von Horkheim wird durch die evangelische Georgskirche, das Pfarrhaus und die Burg bestimmt. Die Burg war zeitweise auch ein Wasserschloss. Kommst du von Osten, kannst du alle drei Gebäude schon von weitem nebeneinander sehen. Sie liegen im älteren Teil des Ortes, ganz nahe beim Alten Rathaus. In diesem ist heute das Bürgeramt untergebracht. Von hier aus siehst du auch den Dachreiterbrunnen, der ein beliebter Treffpunkt für die Horkheimer ist.
Aber es gibt noch andere, gut erhaltene Gebäude aus früheren Zeiten: Nur wenige Schritte vom Bürgeramt entfernt, befindet sich die Kelter mit dem Backhaus. Sie wurde im Jahr 1774 gebaut. Das älteste, noch erhaltene Wohnhaus von Horkheim steht in der Schleusenstraße 7. Es ist ebenfalls nicht weit vom Bürgeramt entfernt. Gebaut wurde es um 1700 und war einst ein Handwerkerhaus.
Das Gebäude der ehemaligen Landmaschinenfabrik Amos in der Talstraße erinnert an frühere Zeiten. Ursprünglich war es eine Schmiede. Hier wurden ab 1862 Maschinen und Ackergeräte hergestellt. Das war, als die Landwirtschaft in Horkheim immer wichtiger wurde. Heute nutzt man das Gebäude für Ausstellungen oder andere Veranstaltungen.
Natürlich gibt es in Horkheim auch viele Möglichkeiten zum Toben und Spielen. Es stehen fünf Spielplätze und ein Bolzplatz zur Auswahl. "Auf der Insel", nahe der Schleuse, befinden sich Sportanlagen. Vielleicht schaust du auch einfach mal im Jugendhaus vorbei. Hier gibt es viele spannende Angebote für Kinder und Jugendliche. Oder du leihst dir ein Buch in der Fahrbibliothek aus.
Horkheim hat natürlich noch viel mehr zu bieten! Viel Spaß beim Entdecken wünscht dir
Scherzhaft werden die Horkheimer auch "Dachreiter" genannt. Man erzählt sich nämlich die Geschichte, dass ein Bauer einst seine Steuern nicht zahlen konnte. Um den Steuereintreibern zu entkommen, flüchtete er auf das Dach seines Hauses und wollte nicht mehr herunter kommen. Da rief man die Feuerwehr, die ihn mit dem Wasserschlauch tüchtig nass spritzte. Da begann der Bauer, wie ein geübter Reiter auf dem Dachfirst hin und her zu reiten. Er wollte dem Wasserstrahl ausweichen. Doch es half nichts, schließlich gab er auf und kehrte völlig durchnässt auf den Boden zurück.
Der Dachreiter-Brunnen erinnert an diese Geschichte: Er zeigt den Bauern auf dem Dachfirst. Die Figur, die den Bauern darstellt, wird in regelmäßigen Abständen von einem Wasserstrahl getroffen.
Der Dachreiterbrunnen. Die Figur wird in regelmäßigen Abständen von einem Wasserstrahl getroffen. (Mai 2014, EK)
Stadtteilinfo:
Glockenläuten der Georgskirche. Zusammen läuten alle Glocken zu Beginn der Gottesdienste und zu den Beerdigungen auf dem Friedhof. Samstags um 15.00 Uhr erklingt ebenfalls das volle Geläut: Es läutet feierlich den Sonntag ein. (Juli 2014, EK)
Wie viele Glocken hörst du im Geläut?
Schriftlich erwähnt wurde der Ort zum ersten Mal vor etwa 750 Jahren. Damals hieß er noch "Horegeheim". Dieser Name setzt sich zusammen aus dem altdeutschen Wort "horege" und "heim". "horege" bedeutet "sumpfig". Denn direkt am Neckar gelegen war das Gelände sehr feucht. Bei Hochwasser gab es außerdem häufig Überschwemmungen. Der Namensteil "heim" weist darauf hin, dass hier die Franken gesiedelt haben. Das war vor ungefähr 1500 Jahren.
Das Wappen zeigt eine rote Krone auf gelbem Grund. Aus der Krone wächst eine schwarzgekleidete Frau mit schwarzem Umhang. Den Namen der Frau kennt man heute nicht mehr. Aber man weiß, dass es eine Nonne aus dem frühen Wasserschloss ist. Dieses Wappen entspricht dem Wappen der Wigmar. Das war eine Horkheimer beziehungsweise Heilbronner Familie. Das Wappen ist seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Aus dem Wappen stammen auch die Farben Rot-Gold (Gelb) der Ortsflagge.
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Wegen der geschützten Lage, dem milden Klima, dem fruchtbaren Boden und dem fischreichen Neckar siedelten schon früh Menschen in Horkheim. So wurde nahe am Fluss ein Hockergrab gefunden, das aus dem Zeitraum zwischen Steinzeit und Bronzezeit stammt. Viele weitere Funde belegen, dass einst auch die Kelten und die Römer auf dem Gebiet lebten. Vielleicht hast du schon von dem "Horkheimer Reiter" gehört? Das ist ein Skelett und stammt aus der Zeit der Franken. Es ist im Museum im Deutschhof zu sehen.
300 Jahre lang - von 1504 bis 1806 - gehörten das Dorf und die Burg zwei verschiedenen Herrschaften: Die Burg gehörte zur Kurpfalz, das Dorf gehörte zu Württemberg. Durchschritten die Einwohner das Burgtor, begaben sie sich "ins Ausland".
Durch die Landwirtschaft war Horkheim bis Anfang des 17. Jahrhunderts ein aufstrebender Ort mit etwa 500 Einwohnern. Im Dreißigjährigen Krieg, der von 1618 bis 1648 dauerte, flüchteten aber viele Menschen: Die einfallenden Truppen plünderten das Dorf, so dass die Leute nicht mehr genug zu essen hatten. Außerdem kam es zu schlimmen Verwüstungen. Am Ende des Krieges lebten nur noch 126 Einwohner in Horkheim.
Es dauerte zwar einige Jahrzehnte, aber der Ort erholte sich wieder. Dazu trug auch die Schifffahrt auf dem Neckar bei: Ab 1719 kamen einige Schiffer und Schiffsbauer von auswärts (vor allem aus Haßmersheim) nach Horkheim und blieben hier. Und auch vier Familien aus Horkheim selbst fingen an, Schiffe zu bauen und als Schiffer zu arbeiten.
Ab 1806 war Horkheim eine selbstständige Gemeinde innerhalb des Königreichs Württemberg; die Burg war nun ein Teil des Dorfes. Neben der Schifffahrt blieb die Landwirtschaft der wichtigste Erwerbszweig in Horkheim. Das bedeutete auch, dass die Menschen von der Ernte abhängig waren. Missernten zwangen manche Bauern im Dorf, in andere Länder, vor allem nach Nordamerika, auszuwandern. Ab 1850 spezialisierten sich einige Landwirte auf den Anbau von Tabak.
Erst durch die Industrialisierung in den Nachbargemeinden Sontheim und Böckingen wuchs Horkheim wieder, weil die Leute dort Arbeit fanden. Um 1900 betrug die Einwohnerzahl 715 Personen.
Ab 1920 wurde direkt bei Horkheim ein Stück des Neckarkanals gebaut, mit einem Stauwehr, einem kleinen Kraftwerk und einer Schleusenkammer. Neun Jahre später waren das Kanal-Teilstück und das Wasserkraftwerk fertig. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schleusenanlage weiter ausgebaut.
Inzwischen leben in Horkheim etwa 4100 Einwohner. Seit 1974 ist Horkheim ein Stadtteil von Heilbronn. (EK/AnG)
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Erstellt: 20.05.2014 (FL, VN) - Bearbeitet: VN, PG, FL - Zuletzt geändert: 22.11.2017 (VN)