Normalerweise kommen Menschen in eine Kirche um zu beten, an einem Gottesdienst teilzunehmen, zu heiraten oder um getauft zu werden. Das war in der Nikolaikirche nicht immer so. Einige Male in der Geschichte nutzten die Leute sie zu völlig anderen Zwecken: Sie war im Dreißigjährigen Krieg (im 17. Jahrhundert) zum Beispiel ein Waffenlager, in dem auch große Kanonen untergebracht waren. Dafür brachen die Soldaten die Nordwand auf, um die Kanonen hineinzubringen (siehe Bildergalerie). Auch die eisernen Kanonenkugeln wurden im ehemaligen Kirchenraum gegossen. Im Jahr 1706 wurde die Nikolaikirche wieder als Kirche geweiht.
In den Jahren nach 1800 war sie ein Lazarett, in dem Verwundete versorgt wurden. Anschließend diente sie als Holzlager und als Gewerbefläche für einen Kaufmann und einen Instrumentenbauer. In den 1840er Jahren turnten Schulkinder darin und es fanden politische Versammlungen statt.
Im Jahr 1851 wurde die Nikolaikirche wieder als Kirche geweiht, und knapp 50 Jahre später renovierte und modernisierte man das Gebäude. Beim Angriff auf Heilbronn am 4. Dezember 1944 wurde auch die Nikolaikirche stark zerstört. Das Kreuzgewölbe im Chor und das Tonnengewölbe im Kirchenschiff brachen herunter. Doch die Umfassungswände standen noch und wurden für den Wiederaufbau genutzt. Am 27. Mai 1951 wurde die Nikolaikirche mit einem großen Festgottesdienst erneut geweiht. Weil es in der Kirche noch keine Orgel gab, wurde besonders laut und feierlich gesungen. Besonders schön zu wissen ist: Das eiserne Türmchen mit den drei Glocken hat den Bombenangriff unbeschadet überstanden. In Erinnerung daran läuten sie jeden Tag außer samstags und sonntags um 19.15 Uhr drei Minuten lang. Und auch das ist schön: Die Glocken der Nikolaikirche nehmen damit Rücksicht auf das Glockenspiel am Hafenmarktturm, das jeden Tag um 19.20 Uhr, der Uhrzeit des Angriffs, beginnt. (KB/AnG)
Von Katja Bernecker
Auf dem Weg durch die Fußgängerzone in Richtung K3 kommst du an einer Kirche vorbei. Vielleicht hast du es gar nicht bemerkt. Von der Sülmerstraße her gesehen ist ihr Glockentürmchen kaum zu erkennen. Die evangelische Nikolaikirche ist eher unscheinbar. Doch in dieser gotischen Kirche aus dem 14. Jahrhundert steckt viel Geschichte und auch Rätselhaftes.
Wenn du um die Kirche herumläufst, fällt dir sicher auf, wie unterschiedlich die Mauersteine sind. An vielen Stellen ist der Sandstein rötlich, an manchen sogar noch schwarz gefärbt. Das sind noch Spuren aus dem Zweiten Weltkrieg, als 1944 in einer Bombennacht fast die ganze Stadt in Flammen stand.
Nach dieser Zerstörung hat man die Kirche innen nicht mehr so schön und prunkvoll aufgebaut. So entdeckst du im Altarraum beim Hochschauen ungefähr auf halber Höhe Steine, die aus der Wand herausragen. Diese haben einst das Gewölbe, also die Bögen der Decke, gehalten. Beim Wiederaufbau hat man nur noch eine gerade Holzbalkendecke eingebaut. Ebenfalls im Chorraum hinter dem Altar blickst du außerdem auf ein Rätsel: In mehreren Metern Höhe ist eine Tür in der Wand. Keine Treppe führt dorthin. Bis heute weiß man nicht, wozu diese Tür früher gedient hat.
Vorn in der Kirche ist der Namensgeber der Kirche, Nikolaus von Myra, als Sandsteinfigur zu sehen. Das durch Wind, Wetter und Krieg beschädigte Original steht hier, eine Kopie ist draußen am Hauptportal angebracht.
Die Türen der Nikolaikirche stehen häufig offen: Fast jeden Tag zur Mittagsbegegnung, bei der hier Bedürftige günstig essen können. Oft gibt es neben den Gottesdiensten auch Vorträge, Konzerte und Diskussionen. Schüler der Dammgrundschule, der Dammrealschule, der Gebrüder-Grimm-Schule und Kinder des Nikolaikindergartens kommen zu Gottesdiensten hierher.
Informationen für Lehrkräfte sind sichtbar nach Anmeldung (Login).
Erstellt: 31.03.2014 (FL) - Bearbeitet: PG, FL - Zuletzt geändert: 03.02.2015 (VN)