Von Vera Neureuther
Bibliotheken durften früher nur von wenigen Menschen betreten werden. So auch in Heilbronn. Eine Bibliothek für alle wurde erst 1903 geöffnet: Die städtische Volksbibliothek im Kirchhöfle 1. Aber - war sie wirklich für alle? Nein. Zunächst durften nur Jugendliche ab 16 Jahren Bücher ausleihen. Die Erwachsenen hatten Angst, dass die Kinder die Bücher nicht gut behandelten. Aber da irrten sie sich. Deshalb wurde nur zwei Jahre später das Mindestalter von 16 auf zehn Jahre herabgesetzt. An nur einem Nachmittag in der Woche konnten die Kinder und Jugendlichen in die Bibliothek gehen und Bücher ausleihen!
Beim Bombenangriff auf Heilbronn vom 4. Dezember 1944 wurde auch die Volksbibliothek zerstört.
Im März 1947 gab es im Schießhaus in der Frankfurter Straße wieder eine Stadtbücherei. Sie war zunächst jedoch nur für die Erwachsenen. Fünf Jahre später (1952) stand dort auch wieder eine Kinder- und Jugendabteilung zur Verfügung.
Die Bücherei wurde größer und größer. Deswegen zog sie immer wieder um: 1953 ins alte Theater am Berliner Platz 1, 1961 in den Deutschhof und 2001 ins K3 am Berliner Platz.
Das Angebot erweiterte sich stetig. So wurden im Deutschhof neben den Bilderbüchern und Büchern auch Noten, Schallplatten, der Kindervorlesewettbewerb, Bastelnachmittage, Bilderbuchkino und Lesungen angeboten. Sogar die weltberühmte Kinderbuchautorin Astrid Lindgren kam einmal in die Stadtbibliothek.
Übrigens: Heute dürfen wir an Bücherregalen vorbeigehen und uns selbst Bücher herausziehen. Dieses sogenannte "Freihandsystem" war früher nicht üblich. Die Leser suchten sich ein Buch aus einer Liste - dem Katalog - aus. Dann nannten sie den Titel einer Mitarbeiterin, die das Buch aus dem Regal holte. Eine Bücherei, die ihre Bücher so ausgibt, wird Thekenbücherei genannt.